Die Gründung der Fritz-Karsen-Schule
In Britz war es Fritz Hoffmann gelungen, die Reformideen von 1948 in seiner Schule zu verankern. Auch die Vorarbeiten für den ab 1950 einzuführenden Kern- und Kursunterricht in den 7. und 8. Klassen waren bereits weit vorgeschritten.
Unterstützt vom Bezirksamt Neukölln beantragten deshalb Lehrerkollegium und Elternschaft mit großer Mehrheit die Fortführung der Schule als Einheitsschule; jetzt allerdings als Versuchsschule. Mit Schreiben vom 5. Juli 1951 genehmigte der Senator für Volksbildung den Antrag, was bedeutete, daß die Schule nunmehr eine “Schule besonderer pädagogischer Prägung” war.
Die Reform konnte also weitergehen. Das hieß aber auch viel Engagement und Arbeit. Insbesondere war die inhaltliche Ausgestaltung der 7. und 8. Jahrgangsstufe nun schulintern notwendig, um eine erfolgreiche Weiterführung des schulischen Bildungsganges ab Klasse 9 mit dem Übergang in die Klassen des Praktischen (PZ) bzw. des Wissenschaftlichen Zweiges (WZ) zu gewährleisten. Selbstverständlich sollte die Schule auch Klassen des zum Abitur führenden WZ umfassen, letztere konnten jedoch erst mit Beginn des Schuljahres 1952/53 eingerichtet werden. Da die Ziele des WZ durch die abschließende Reifeprüfung global vorgegeben waren, mußte wegen des nichtgymnasialen Aufbaus der 7./8. Klasse auch ein modifiziertes Curriculum für den WZ entwickelt werden.
Seinen Erziehungsvorstellungen entsprechend wollte Fritz Hoffmann neben dem neusprachlichen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Typ auch einen deutschkundlich-musischen Typ realisieren, was aber von der Schulbehörde abgelehnt wurde. Die die unterschiedlichen Typen charakterisierenden Fächer (Mathematik, Naturwissenschaften bzw. Fremdsprachen) wurden teilweise auch ab Klasse 9 im Kursunterricht angeboten, um die Schüler für fünf Jahre bis zum Abitur im Klassenverband mit ausgeglichenen Frequenzen belassen und einen späteren Typwechsel gestatten zu können. Neben dem von Fritz Hoffmann initiierten Schwerpunkt deutschkundlich-musischer Erziehung brachte Fritz Blümel, sein Stellvertreter in der Schulleitung – gleichzeitig für die Organisation des WZ zuständig -, seine naturwissenschaftlichen Zielsetzungen in die Schule ein: Selbsttätigkeit der Schüler sollte einen hohen Stellenwert haben (“Schülerexperimente”). So war es bis 1974 selbstverständlich, daß mindestens ein von der Schule einzureichender Abiturvorschlag für die schriftliche Prüfung im Fach Physik einen vom Schüler durchzuführenden Versuch als Basis hatte. Im März 1957 wurde an der Schule die erste Reifeprüfung durchgeführt, nach Meinung der beteiligten Prüfer, auch schulfremder, durchaus erfolgreich. Damit hatte die (nunmehr 13jährige) Einheitsschule mit Vorklassen und Jahrgangsstufen 1 bis 13 ihre Feuertaufe bestanden. (Nicht wenige Schüler haben so 14 Jahre lang die gleiche Schule besucht.)