Liebe Schülerinnen und Schüler,
Mütter, Väter und Sorgeberechtigte,
Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen,
sowie alle an der Schulentwicklung der Fritz-Karsen-Schule Interessierte,

hiermit steht der vollständige Bericht zur Inspektion der Fritz-Karsen-Schule 2016 zum Download und zur kritischen Lektüre zur Verfügung. Der Bericht kann  hier heruntergeladen werden. Unsere Schule hat in den letzten fünf Jahren große Fortschritte gemacht und eine Reihe von Herausforderungen gemeistert. Dennoch gibt es, wo viel Licht ist, natürlich auch Schatten. Auf einige dieser schattigen Bereiche gehe ich ein:

1. Hinsichtlich der Schulleistungen werden auf den Seiten 21 bis 24 die Ergebnisse der Schule dargestellt. Es fällt auf, dass Mädchen und Jungen der Fritz Karsen Schule in allen Bereichen der VERA – Untersuchungen weniger “Risikoschülerinnen und Risikoschüler” aufweisen, welche nicht die Mindestanforderungen erfüllen.

In einigen Bereichen gibt es weniger Lernende, die den Maximalstandard erreichen, als an den ausgewählten Vergleichsschulen. Das bedeutet, dass es überdurchschnittlich gut gelingt, leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler zu fördern, aber zu wenig gelingt, die leistungsstärksten im selben Maß zu fördern. Kritisch sind die Ergebnisse im Fach Mathematik VERA 8. Hier gibt es deutlichen Handlungsbedarf.

Neben diesem kritischen Ergebnis, gibt es einige auffällige Spitzenergebnisse: Mathematik VERA 3, Deutsch Lesen VERA 8, Englisch Hörverstehen VERA 8. Die Ergebnisse des mittleren Schulabschlusses sind auf den Bezirk Neukölln und ganz Berlin bezogen weiterhin überdurchschnittlich gut, allerdings ist der Anteil der Absolventen, die den MSA geschafft haben, gesunken.

Die Ergebnisse der Abiturienten haben sich leicht verbessert. Ob sich daraus eine Entwicklung ableiten lässt, werden wir erst noch sehen. Allerdings haben in den letzten Jahren einige Kandidaten – leider mehr als an anderen Schulen – das Abitur nicht bestanden. Wir bieten nicht zuletzt auch aus diesem Grund Unterstützung für Schülerinnen und Schüler der elften Klassen an, die zu ca. 50% von außen zu uns kommen.

Ein Hinweis sei an dieser Stelle erlaubt. Die Vergleichsgruppe aus sechs Schulen “mit sehr ähnlichen Rahmenbedingungen” (siehe Fußnote Seite 22) ist unter anderem unter Zugrundelegung der von der Lehrmittelzuzahlung befreiten Schülerinnen und Schüler bestimmt worden. Im letzten Jahr waren nahezu 25% der Lernenden von der Zuzahlung befreit, in diesem Jahr dem Bericht zufolge lediglich 18,5% (siehe Seite 19). Diese Zahl scheint nicht ganz den tatsächlichen Gegebenheiten zu entsprechen, wir sind dabei, dies zu prüfen. Wir meinen, dass der Anteil dieser Lernenden signifikant höher ist als angegeben, also eher bei 25% liegt als bei 20%.

2. Die Seite 35 scheint wegen der stark abweichenden Ergebnisse aus einem anderen Bericht zu stammen und dennoch bildet sie Beobachtungen der Schulinspektoren an unserer Schule 2016 ab. Der gesamte Bereich der Individualisierung wird mit D bewertet. Das bedeutet, dass die Arbeitsfelder innere Differenzierung, selbstständiges Lernen, kooperatives Lernen und problemorientiertes Lernen ein deutlich wahrnehmbares Entwicklungspotenzial aufweisen. Das wird ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt der nächsten Jahre sein. Interessant ist, dass der Unterricht in der gymnasialen Oberstufe auf Seite 7 unten von dieser sehr kritischen Einschätzung ausgenommen wird.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Ergebnisse der Schulinspektion den Ergebnissen der wissenschaftlichen Begleitung der Pilotphase der Berliner Gemeinschaftsschulen gegenüberzustellen (siehe  https://www.berlin.de/sen/…abschlussbericht_final_20160318_pdf.pdf). Die meiner Ansicht nach wichtigsten Aussagen sind:

  1. Den Berliner Gemeinschaftsschulen ist es erstmals in Deutschland – wohl lediglich mit Ausnahme der Neuköllner Aufbauschule, der späteren Karl-Marx-Schule, unter der Leitung von Fritz Karsen – gelungen, den Bildungserfolg unabhängig von der sozialen Herkunft zu machen. Böswillige Kritiker könnten auf die Idee kommen, es handele sich um eine Nivellierung nach unten. Dem ist aber nicht so – im Gegenteil!
  2. Kurz zusammengefasst lautet die zweite wichtige Aussage, dass das gemeinsame Lernen von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf mit denen ohne Förderbedarf dazu führt, dass beide Schülergruppen zu deutlich besseren Lernzuwächsen kommen, als dies im wohlsortierten Schulsystem (Sonderpädagogische Förderzentren, Sekundarschulen und Gymnasien) gelingt. Dies gilt zumindest für die Jahrgänge sieben bis zehn (nur diese wurden untersucht).
  3. Letztlich bedeutet dies, dass es den Gemeinschaftsschulen am besten gelingt, Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Dem steht gegenüber, dass es nach meiner Kenntnis bisher keine Gemeinschaftsschule in Berlin gibt, die in diesem Bereich eine bessere als die Bewertung C erhielt.

3. Ein kritischer Befund zur Arbeit des Schulleiters kommt eher in den Interviews zum Tragen. Kolleginnen und Kollegen schätzen ein, dass der Schulleiter im Unterrichtsalltag zu wenig präsent ist, dass er zu wenig hospitiert und zu wenige, zielgerichtete Mitarbeitergespräche führt. Dies wird im nächsten Schuljahr ein Arbeitsschwerpunkt sein.

Ich bedanke mich für Ihr Interesse und wünsche viele interessante Erkenntnisse und Aha – Erlebnisse beim Lesen unseres Schulinspektionsberichtes. Gleichzeitig bedanke ich mich bei allen Schülerinnen und Schülern, Eltern, Kolleginnen und Kollegen, die mit ihrem Engagement und ihrer Arbeit unseren Erfolg sicherten. In diesem Fall hatte der Erfolg tatsächlich viele Mütter und Väter.

Herzlichen Dank sage ich auch den Schulinspektorinnen und -inspektoren, die viele Hospitationen durchführten, Interviews führten, Fragebögen auswerteten und schließlich diesen Bericht vorlegten.

Bleiben Sie uns kritisch verbunden.
Robert Giese